Zukunftsfähige Landwirtschaft

Die Welt verändert sich in einer schreckenerregenden Geschwindigkeit. Der riesige Verlust an Biodiversität, die Klimakatastrophe und soziale Ungleichheiten verlangen nach neuen Konzepten, nach einem neuen Denken und Handeln. Vor allem in der Landwirtschaft. Die Zeiten, in denen wir Bäuerinnen und Bauern einfach nur viel billiges Essen produzieren mussten, sind vorbei. Unsere Situation ist schwierig, keine Frage – aber auch zentral. Wir entscheiden auf unseren Feldern und Wiesen maßgeblich mit, wie sich die großen Krisen unserer Zeit entwickeln werden.

1. Angepasste Tierhaltung

60% der Getreideproduktion geht in den Futtertrog (Chemnitz & Weigelt, 2015). Veredelung, ob in der bäuerlichen oder biologischen Landwirtschaft, ist ein Anachronismus – vor allem in Anbetracht des Klimawandels. Tierische Erzeugnisse müssen zum größten Teil von Wiederkäuern kommen, ohne den Einsatz von Kraftfutter. Die Nutzung von Grünland und Kleegras steht hier an erster Stelle. Hühner und Schweine müssen wieder vermehrt mit Nebenprodukten und Resten gefüttert werden und Eiweiß aus pflanzlicher Produktion muss den Vorrang bekommen. Regionalität und Flächenbindung sind wichtige Werkzeuge auf diesem Weg

2. Reduzierung fossiler Energieträger

Land- und Forstwirtschaft tragen signifikant zu dem anthropogenen Klimawandel bei. Zusammen mit dem gesamten Ernährungssystem sowie den vor- und nachgelagerten Emissionen verursachte dieser Sektor 2007-2016 zwischen 21 und 37% der gloablen Treibhausgas-Emissionen (IPCC, 2019). Ein Großteil dieser Emissionen entstammt der Tierhaltung, aber auch ansonsten ist unsere Landwirtschaft nach wie vor stark abhängig von fossiler Energie. Um dies zu ändern, erfordert es vor allem ein Umdenken bei dem Einsatz mineralischer Düngemittel und sonstiger Betriebsmittel wie Pestizide, Fungizide und Herbizide. Dies ist nicht nur notwendig, um die Treibhausgas-Emissionen zu senken, sondern auch, um die Biodiversität zu schützen, zu erhalten und im besten Fall zu fördern.

3. Gemeinwohlleistungen honorieren

Der Kampf um einen oder zehn Cent höheren Milch- oder Fleischpreis, das Ringen um ein paar Euro mehr Prämie ist eine sehr kurzfristige Strategie. Wir brauchen diese Anpassungen, um heute wirtschaftlich bestehen zu können, aber das Gemeinwohl und unser Beitrag dazu muss für uns im Mittelpunkt stehen. Diese Gemeinwohlleistungen wollen und müssen wir aber entlohnt bekommen.

4. Gutes Leben und Solidarität auf dem Land fördern

Wer mit seinen NachbarInnen kooperiert, stärkt den sozialen Zusammenhalt, macht den eigenen Hof und den der Nachbarn wirtschaftlich resilienter, erschwert Bodenspekulation und endlose Pachterhöhungen. Wer seine Umgebung mit Lebensmitteln versorgt, für den ist Regionalität gelebte Menschlichkeit. Diese Bauernhöfe werden von Menschen gesehen und nicht von Verbrauchern bewertet. Wer sich fragt „Wie viele Menschen kann ich von meinem Land satt machen?“, hat Regionalität und Flächenbindung wirklich verstanden.

Nachhaltigkeit bedeutet auch mehr Arbeit – vor allem mehr sinnstiftende Arbeitsplätze - mehr Menschen, die zur Landwirtschaft finden und das Land wieder mit Leben füllen. Denn schon heute ist klar, dass wir viel mehr Menschen auf den Höfen brauchen – vielfältige und bunte landwirtschaftliche Betriebe sind die Grundlage eines stabilen Ernährungssystem.

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